Fed steht für Federal Reserve System. Der komplizierte Begriff steht für das Notenbanksystem der Vereinigten Staaten von Amerika, hier sind zwölf Einzelbanken zusammengefasst. Diese Banken legen die Leitzinsen fest und regulieren die Geldmenge. So versuchen sie, die Wirtschaft am Laufen zu halten. Wir hören zwar immer "die Fed", aber korrekt müsste es "das Fed" heißen. Um Verwirrung zu vermeiden, wird in diesem Text die übliche Weise verwendet.
Das Federal Reserve (Bank) System, die Fed, wird häufig auch als Hüterin der Weltwährung (US-Dollar) bezeichnet und ist im Grunde genommen die Zentralbank der USA. Die USA sind mit einem BIP von (Stand 2020) rund 21 Billionen US-Dollar der weltweit größte Wirtschafts- und Währungsraum. Damit ist klar: Die Fed hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die globalen Finanzmärkte und Volkswirtschaften.
Die Fed ist ein System aus zwölf Einzelbanken, deren Direktorium in Washington sitzt. Die elf anderen Banken befinden sich über das ganze Land verteilt, unter anderem in Boston, Dallas und San Francisco. Das Kapital der Fed kommt nicht vom Staat. Es wird von privaten Banken gestellt. Diese sind Mitglied im Notenbanksystem. Die Mitgliedschaft ist teils freiwillig, teils verpflichtend. Die Aufgaben der Fed ist es, den Leitzins festzulegen und die Geldmenge zu regulieren. Letzteres passiert, indem die Fed Dollars neu drucken lässt oder vernichten lässt. Achtmal im Jahr gibt die Fed das Beige Book heraus.
Das ist der offizielle Konjunkturbericht der Vereinigten Staaten. Die makroökonomischen Ziele der Zentralbank sind maximale Beschäftigung und ein Inflationsziel von 2 Prozent. Wir sprechen hier von einem zweigleisigen Mandat. Die Aufgaben sind priorisiert, sie müssen also gleichwertig berücksichtigt werden. Das birgt die Gefahr, dass es zu einem Zielkonflikt kommt. Ein Beispiel. Trifft die Fed einen Zinsentscheid, um Investitionen in Unternehmen und Beschäftigung anzukurbeln, bedeutet das konkret, der Leitzins wird gesenkt. Das wiederum kann zur Folge haben, dass die Preise ansteigen und damit das Inflationsziel nicht erreicht wird.
Welche Aufgaben hat die Fed?
Was in der Zusammenfassung so einfach klingt, ist in der Umsetzung recht komplex. Ursprünglich zur Überwachung der Finanzinstitutionen gegründet, hat die Fed heute vielfältige Aufgaben. Im Laufe der Jahre übernahm das Federal Reserve (Bank) System die Wirtschafts- und Geldpolitik der Vereinigten Staaten. Die unterschiedlichen Maßnahmen zur Stabilisierung des Wirtschaftssystems haben auf alle Volkswirtschaften und Investoren weltweit großen Einfluss. Das sind die Aufgaben im Einzelnen:
- Förderung eines kontinuierlichen Wachstums
- Stabilität des Finanzsystems aufrecht erhalten
- Förderung von niedriger Arbeitslosigkeit
- Sicherheit und Solidarität von Finanzinstituten fördern
- Etablierung nachhaltiger Preisstabilität
- Sicherheit und Effizienz des Abwicklungssystems und des Zahlungssystems fördern
- Sicherung der Kaufkraft des US-Dollars
- Förderung von gemeinschaftlicher Entwicklung und Verbraucherschutz
Dazu stehen dem Federal Reserve (Bank) System verschiedene Instrumente zur Verfügung. Eines davon ist der Leitzins: Über die Steuerung der Zinssätze kann die Wirtschaft nachhaltig beeinflusst werden.
Ebenfalls eine wichtige Aufgabe der Fed ist die Abwendung von Korruption im gesamten Bankensystem. Sie soll die US-amerikanische Wirtschaft stabilisieren und vor allem stabil halten. Auch die regelmäßigen Berichte und Stellungnahmen, die Fed News, sind Instrumente der Fed. Sie wirken sich auf alle Währungspaarungen aus, die der Dollar bildet. Da Gold, Silber und viele weitere Rohstoffe meist mit dem US-Dollar bewertet, gekauft und verkauft werden, nimmt die Fed maßgeblichen Einfluss auf die Rohstoffmärkte.
Obwohl die Mitglieder der Fed vom US-Kongress ernannt werden, muss die Zentralbank der USA unabhängig von politischen Einflüssen sein - so zumindest ist es seit Gründung der Fed vorgesehen. Die geldpolitischen Entscheidungen werden von der Fed unabhängig getroffen. Die Zentralbank ist "independent within the government". Das bedeutet: Sie ist nur gegenüber der Öffentlichkeit und gegenüber dem Kongress rechenschaftspflichtig. Das ist also ganz ähnlich wie bei der Europäischen Zentralbank, der EZB. Allerdings vermutet man, dass die Fed trotzdem geldpolitische Entscheidungen eher unter Zustimmung des Finanzministeriums trifft. Das bedeutet: Ihr Handlungsspielraum ist vermutlich nicht so groß wie der der EZB.
Wie ist die Fed entstanden?
Man hat in den USA schon vor der Gründung des Federal Reserve (Bank) Systems versucht, Lösungen für die Verwaltung eines Währungssystems zu finden. Allerdings führten diese Versuche wiederholt zu Finanzkrisen. Weil der Kongress von der Geldpolitik die Nase voll hatte (salopp ausgedrückt), wurde diese Aufgabe auf das Federal Reserve (Bank) System übertragen. Der Kongress behielt trotzdem die Verantwortung für Struktur und Befugnisse der Fed.
Gegründet im Jahr 1913, besteht das Federal Reserve (Bank) System aus einem Board of Governors und zwölf Federal Reserve Banks, die regional aufgestellt sind. Dazu kommt das Federal Open Market Committee (kurz FOMC) sowie viele Mitgliedsbanken. Eine Mitgliedspflicht gibt es für die Banken erst ab einer besteimmten Größe. Deshalb sind viele Banken freiwillig Mitglied. Auch andere Organisationen gehören zur Fed. Das Federal Reserve (Bank) System versorgt den Kongress der USA regelmäßig mit Fed News bezüglich der Pläne und Aktivitäten der Fed im Rahmen der Geldpolitik. Allerdings trifft die Organisation alle operativen Entscheidungen selbst, sie ist in dieser Hinsicht eigenständig. Der Kongress der USA darf jedoch die Regeln ändern: Die Gesetze, die sich auf die Geschäftstätigkeit der Fed beziehen, sind Sache des Kongresses.
Wie genau sehen nun die Institutionen der Fed aus, und was sind ihre Aufgaben? Das Board of Governors ist das zentrale Organ der Fed. Das Board steuert die Geldpolitik und legt Diskontsätze fest. Es reguliert die Banken im Federal Reserve (Bank) System. Die zwölf regionalen Banken der Fed agieren als ausführendes Organ. Sie halten das Zahlungssystem in Betrieb, geben Banknoten und Münzen aus. Die Überwachung der einzelnen Banken obliegt ihnen genauso wie das Ermitteln von wirtschaftlichen Informationen. Dann ist da noch das FOMC, das Federal Open Market Committee. Es wertet die geldpolitischen Entscheidungen aus und analysiert Informationen. Die Offenmarktgeschäfte werden vom FOMC überwacht. Offenmarktgeschäfte meinen den Kauf und Verkauf (geldpolitisch) von Wertpapieren.
Seit wann gibt es die Fed?
Die Fed gibt es schon seit dem Jahr 1913. Sie wurde gegründet, um in Zeiten der finanziellen Unsicherheit die mächtigsten Finanzinstitutionen der Welt zu überwachen. Allerdings haben sich die Aufgabenbereiche der Fed in den vielen Jahren seither stark verändert, die Fed erledigt heute weit mehr als nur zu überwachen.
Im Jahr 1761 wurde vom Kontinentalkongress die Bank of North America gegründet, die im Januar 1782 in Philadelphia ihre Arbeit aufnahm. Sie gilt heute als die erste moderne Bank, die in den Vereinigten Staaten entstand. 1790 kam die First Bank of the United States hinzu, die als Zentralbank galt. 1815 war die Inflation in den USA einfach nicht mehr zu kontrollieren. Deshalb sah sich James Madison, zu der Zeit Präsident der Vereinigten Staaten, zum Eingreifen gezwungen. Die Währung musste irgendwie stabilisiert werden. Zu diesem Zweck gründete man 1816 die Second Bank of the United States, die in Aufgaben und Struktur weitgehend keine Unterschiede zur First Bank aufwies.
Präsident Andrew Jackson verhinderte 1832 durch sein Veto eine Erneuerung der Charta der Second Bank. Die Bank löste sich bis 1836 auf. In den Jahren 1863 und 1864 entstanden Nationalbanken, die mit der Ausgabe abgesicherter und gedruckter Banknoten betraut wurden. Das Ziel dieser Banken war die Schaffung einer einheitlichen Währung. Denn zu diesem Zeitpunkt waren in den verschiedenen Mitgliedsstaaten noch verschiedene Währungen im Umlauf.
Den Vorschlag zur Schaffung einer Zentralbank, wie es sie in europäischen Ländern gab, stammte von Paul Moritz Warburg. Der Bankier aus der Hamburger Bankiersdynastie Warburg kam 1902 in New York an und befand das US-amerikanische Bankensystem für schrecklich primitiv. 1903 schrieb er in "Plan für eine Zentralbank" einen Entwurf für eine Zentralbank nach europäischem Vorbild. Im Herbst 1907 kam es zu einer schweren Finanzkrise und der Panik von 1907.
Infolge dieser Krise beschloss der Kongress der Vereinigten Staaten, sich mit den Rahmenbedingungen für ein sicheres Bankensystem zu befassen, das auch noch flexibel sein sollte. Warburg hatte bis dahin von sich reden machen, er trat als inoffizieller Rat der National Monetary Commission bei. Die Kommission war eigens gegründet worden, um Konzepte für eine Reform des Bankensystems der Vereinigten Staaten zu erarbeiten.
Infolge dieser Vorkommnisse im Vorfeld schuf der Kongress der Vereinigten Staaten 1913 das Federal Reserve (Bank) System. Die entsprechenden Eingaben und der finale Vorschlag wurden von Präsident Woodrow Wilson am 23. Dezember 1913 als der sogenannte Federal Reserve Act in Kraft.
Einfluss der Fed
Um den Einfluss der amerikanischen Zentralbank und deren Entscheidungen über den Leitzins zu verstehen, ist ein Exkurs nötig. Der US-Dollar ist weit mehr als die Währung der USA. Er wird als zentrales Zahlungs- und Tauschmittel für den internationalen Handel genutzt. Die heute so große Bedeutung des US-Dollars ist historisch begründet: 1944 bis 1973 wurden Handelsüberschüsse nach dem Bretton-Woods-system beziehungsweise dem festen Wechselkurssystem des Gold-Devisen-Standards in US-Dollar und in Gold verrechnet. So konnte sich der US-Dollar zur wichtigsten Leitwährung weltweit entwickeln, und bis heute werden Rohstoffhandel, Finanzmarkttransaktien und mehr international häufig in US-Dollar abgewickelt.
Global werden Währungsreserven gehalten. Die müssen nicht in der jeweiligen Landeswährung des Besitzers oder der Besitzerin, der Bank oder des Finanzdienstleisters gehalten werden. Schaut man sich die Verteilung gehaltener Währungsreserven an, liegen die meisten davon mit 60 Prozent in US-Dollar vor. Allerdings halten die Zentralbanken auch hohe Reserven in Euro, das sind 20 Prozent. Der Zinsentscheid der Fed hat logischerweise auf diese Währungsreserven Einfluss - und so beeinflusst der Leitzins die weltweiten Finanz- und Rohstoffmärkte.
Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und andere halten ihre Währung in einer engen oder einer festen Wechselkursbindung zum US-Dollar. Andere Länder wie Panama und Ecuador haben den US-Dollar sogar als gesetzliches Zahlungsmittel in ihrem Land eingeführt. Jeder Zinsentscheid des Federal Reserve (Bank) Systems hat hier Einfluss auf die Wirtschaft. Für die Zentralbanken dieser Länder sind diese Verflechtungen vorteilhaft, denn international erhöhen sie die Glaubwürdigkeit der eigenen Währung. Das gibt ihnen einen guten Zugang zum internationalen Kapitalmarkt. Es macht sie aber auch zu einem guten Stück abhängig von den Entscheidungen der Fed.
Welche Leitzinsen gibt es?
Der Leitzins wird jeweils von der Zentralbank festgelegt. Der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank ist der SNB Leitzins, die Bank of Japan arbeitet mit dem Diskontsatz, die Bank of England mit der Official Bank Rate. Für den Euro-Raum legt die EZB den Leitzins fest, für den Währungsraum des US-Dollars tut das die Fed. Der Zinsentscheid ist eines der wichtigsten Instrumente der Fed, um regulierend auf Wirtschaft und Finanzpolitik einzuwirken. Der Leitzinssatz der Fed wird auch als Federal Funds Rate bezeichnet. Der jeweilige Leitzins der Fed gilt als Benchmark für die Finanzmärkte. Denn viele Zinssätze basieren auf diesem Leitzins. Er beeinflusst beispielsweise die Entwicklung der Renditen bei langfristigen Staatsanleihen.
Das Beschlussorgan des Federal Reserve (Bank) Systems ist das FOMC. Die Sitzungstermine dieses Komitees sind für Anleger und Anlegerinnen besonders interessant. Denn nach diesem Meeting wird jeweils der Zinsentscheid des FOMC bekannt gegeben. An so einem Meeting kann man als Anleger oder Anlegerin zwar nicht teilnehmen, aber die danach verkündeten Fed News sollte man dann doch beachten. Grobe Faustregel: Ein Zinsentscheid für einen niedrigen Leitzins gilt als tendenziell positiv für die Finanzmärkte. Denn es bedeutet für die Banken, dass sie sich über Repogeschäfte (Rückkaufvereinbarung) refinanzieren können, was günstig ist.
Welche Präsidenten gab es bisher bei der Fed?
Die Fed ist in verschiedene Bankbezirke eingeteilt. Jeder Bankbezirk hat seine eigene Federal Reserve Bank in einem eigenen Gebäude sowie einen eigenen Präsident. So sieht die Struktur des Systems (aus Stand 2022):
- Bankbezirk 1: Bank in Boston, Präsident Eric S. Rosengren.
- Bankbezirk 2: Bank in New York City, Präsident John C. Williams.
- Bankbezirk 3: Bank in Philadelphia, Präsident Patrick T. Harker.
- Bankbezirk 4: Cleveland, Präsidentin Loretta J. Mester.
- Bankbezirk 5: Richmond, Präsident Thomas Barkin.
- Bankbezirk 6: Atlanta, Präsident Raphael Bostic.
- Bankbezirk 7: Chicago, Präsident Charles L. Evans.
- Bankbezirk 8: St. Louis, Präsident James B. Bullard.
- Bankbezirk 9: Minneapolis, Präsident NeelKashkari.
- Bankbezirk 10: Kansas City, Präsidentin Esther George.
- Bankbezirk 11: Dallas, Präsident Robert Steven Kaplan.
- Bankbezirk 12: San Francisco, Präsidentin Mary C. Daly.
Im März 2022 ist Jerome Powell, Jurist und Investmentbanker, Präsident der Fed. 2012 berief Präsident Barack Obama Jerome Powell in den Vorstand der Fed, Donald Trump nominierte Jerome Powell 2018 als Präsident. Vor Jerome Powell war Janet Yellen Präsidentin der US-amerikanischen Zentralbank, sie hatte Ben Bernanke abgelöst. Die letzten 20 Jahre vor Ben Bernanke stand Alan Greenspan als Präsident der Fed vor.