Emittentenrisiko - prüfe wer sich finanziell bindet

Emittentenrisiko ist ein wichtiger Faktor bei Investitionen. Durch die Analyse von Finanzstabilität, Geschäftsmodell, Branche und weiteren Kriterien können Anleger Risiken minimieren und fundierte Entscheidungen treffen.

Veröffentlicht am 20.03.2023

Emittentenrisiko – Wie sicher sind Ihre Anlagen?

Das Emittentenrisiko bezeichnet das Risiko, das Anleger eingehen, wenn sie Finanzinstrumente wie Anleihen, ETFs, Fonds, Zertifikate, Bundesanleihen oder Aktien erwerben. Die Unsicherheit besteht darin, dass der Emittent, also der Herausgeber des Finanzprodukts, seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen kann und somit die Anleger ihr investiertes Kapital verlieren. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Arten von Emittentenrisiken bei den genannten Finanzprodukten untersuchen und historische Fälle betrachten, bei denen Anleger durch das Emittentenrisiko Geld verloren haben. Zum Schluss ziehen wir ein Fazit zum Thema.

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Wie ist es mit dem Risiko bei Anleihen?

Anleihen sind Schuldverschreibungen, bei denen der Emittent (z.B. Unternehmen oder Staaten) dem Anleger einen festen oder variablen Zins verspricht. Das Emittentenrisiko bei Anleihen besteht darin, dass der Schuldner seinen Zins- und/oder Tilgungsverpflichtungen nicht nachkommen kann, was zu einem teilweisen oder vollständigen Verlust der Anlage führen kann. Dieses Risiko wird oft durch Ratings von Ratingagenturen bewertet. Je höher das Rating, desto geringer das Emittentenrisiko.

Gibt es ein Emittentenrisiko bei ETFs?

ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds, die einen Index abbilden und somit eine breite Streuung bieten. Das Verlustrisiko bei ETFs ist im Vergleich zu Anleihen oder Einzelaktien geringer, da sie in mehrere Wertpapiere investieren. Dennoch besteht ein gewisses Risiko, da der ETF-Anbieter insolvent werden könnte. In solchen Fällen könnten Anleger Schwierigkeiten haben, ihr investiertes Kapital zurückzuerhalten. Allerdings sind ETFs in der Regel Sondervermögen, das im Falle einer Insolvenz des Anbieters geschützt ist.

Wie stehts bei Investmentfonds?

Auch bei Investmentfonds besteht ein Emittentenrisiko, das jedoch durch die breite Streuung der Anlagen minimiert wird. Fondsmanager investieren in verschiedene Wertpapiere, sodass das Risiko eines einzelnen Emittenten auf mehrere Schultern verteilt wird. Ähnlich wie bei ETFs sind Investmentfonds in der Regel als Sondervermögen geschützt, sodass das Risiko des Anlegerkapitalverlusts im Falle einer Insolvenz des Fondsanbieters reduziert ist.

Emittentenrisiko bei Zertifikaten

Zertifikate sind strukturierte Finanzprodukte, die von Banken emittiert werden und an der Börse gehandelt werden können. Das Verlustrisiko bei Zertifikaten ist im Vergleich zu anderen Finanzprodukten höher, da sie nicht als Sondervermögen gelten und somit bei einer Insolvenz des Emittenten nicht geschützt sind. Anleger tragen das volle Risiko des Ausfalls des Emittenten und können im schlimmsten Fall ihr gesamtes investiertes Kapital verlieren.

Ein bekanntes Beispiel für das Emittentenrisiko bei Zertifikaten ist die Pleite von Lehman Brothers im Jahr 2008. Anleger, die in Lehman-Zertifikate investiert hatten, verloren ihr Geld, da die Bank zahlungsunfähig wurde und die Zertifikate dadurch wertlos wurden.

Das Verlustrisiko bei Bundesanleihen

Bundesanleihen sind Schuldverschreibungen, die von einem Staat emittiert werden und als relativ sichere Anlageform gelten. Das Emittentenrisiko bei Bundesanleihen ist in der Regel niedriger als bei Unternehmensanleihen oder Zertifikaten, da es unwahrscheinlicher ist, dass ein Staat zahlungsunfähig wird. In der Vergangenheit gab es jedoch auch bei Staatsanleihen Fälle von Zahlungsausfällen, wie zum Beispiel in Griechenland während der Eurokrise. Anleger, die in griechische Staatsanleihen investiert hatten, mussten erhebliche Verluste hinnehmen, als Griechenland seine Schulden restrukturierte.

Gibt es ein Emittentenrisiko bei Aktien?

Bei Aktien handelt es sich um Anteile an einem Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden. Das Emittentenrisiko bei Aktien besteht darin, dass das Unternehmen Insolvenz anmelden muss oder seine Geschäfte nicht erfolgreich weiterführen kann. In solchen Fällen können Aktienkurse stark fallen oder sogar wertlos werden. Ein Beispiel für einen solchen Fall ist die Insolvenz des Energiekonzerns Enron im Jahr 2001. Anleger, die in Enron-Aktien investiert hatten, verloren ihr Geld, als der Konzern aufgrund eines Bilanzskandals und betrügerischer Geschäftspraktiken insolvent wurde.

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Wie kann man den Ausfall des Emittenten verhindern?

Um das Emittentenrisiko zu minimieren, sollten Anleger ihre Investitionen sorgfältig prüfen. Hier sind zehn Punkte, auf die Anleger achten sollten:

  1. Finanzielle Stabilität: Untersuchen Sie die Bilanzen des Emittenten, um sicherzustellen, dass das Unternehmen oder der Staat finanziell stabil ist und keine erheblichen Schulden oder finanziellen Belastungen hat.
  2. Geschäftsmodell: Analysieren Sie das Geschäftsmodell des Emittenten, um festzustellen, ob es nachhaltig und zukunftsfähig ist.
  3. Branchenanalyse: Bewerten Sie das wirtschaftliche Umfeld und die Branche, in der der Emittent tätig ist, um mögliche Risiken und Chancen zu erkennen.
  4. Managementteam: Beurteilen Sie die Erfahrung und Kompetenz des Managements, um sicherzustellen, dass das Unternehmen gut geführt wird.
  5. Dividendenhistorie: Prüfen Sie die Dividendenhistorie des Emittenten, um festzustellen, ob das Unternehmen seine Aktionäre regelmäßig belohnt und ob es seine Dividenden konstant oder sogar steigend hält.
  6. Ratings von Ratingagenturen: Überprüfen Sie die Bonitätsbewertungen von unabhängigen Ratingagenturen wie Standard & Poor's, Moody's und Fitch. Diese Ratings können Ihnen helfen, das Kreditrisiko und die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls einzuschätzen.
  7. Corporate Governance: Untersuchen Sie die Corporate-Governance-Struktur des Emittenten, um sicherzustellen, dass das Unternehmen ethisch und transparent geführt wird.
  8. Wettbewerbsposition: Beurteilen Sie die Wettbewerbsposition des Emittenten im Vergleich zu seinen Konkurrenten, um herauszufinden, ob das Unternehmen gut positioniert ist, um Marktanteile zu gewinnen oder zu halten.
  9. Historische Performance: Analysieren Sie die historische Performance des Emittenten, um festzustellen, ob das Unternehmen oder der Staat in der Vergangenheit gute Renditen erzielt hat und ob es in der Lage ist, diese Erfolge fortzusetzen.
  10. Makroökonomische Faktoren: Berücksichtigen Sie makroökonomische Faktoren wie Inflation, Zinssätze und Währungsrisiken, um festzustellen, wie diese Faktoren das Emittentenrisiko beeinflussen könnten.

Indem Anleger diese zehn Punkte bei der Prüfung ihrer Investitionen berücksichtigen, können sie das Emittentenrisiko besser einschätzen und fundierte Entscheidungen darüber treffen, in welche Finanzinstrumente sie investieren möchten.


Wo haben die Anleger Geld verloren?

Im Folgenden werden einige prominente Beispiele vorgestellt, bei denen Anleger aufgrund des Emittentenrisikos Geld verloren haben:

Enron (2001)

Enron war ein amerikanischer Energiekonzern, der im Jahr 2001 aufgrund eines Bilanzskandals und betrügerischer Geschäftspraktiken Insolvenz anmelden musste. Anleger, die in Enron-Aktien investiert hatten, verloren ihr Geld, als der Aktienkurs des Unternehmens aufgrund der Offenlegung der Skandale abstürzte und letztendlich wertlos wurde.

WorldCom (2002)

WorldCom war ein Telekommunikationsunternehmen, das 2002 Insolvenz anmelden musste, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen seine Bilanzen gefälscht hatte. Infolgedessen verloren Anleger, die in WorldCom-Aktien investiert hatten, ihr Geld, als der Aktienkurs des Unternehmens rapide fiel.

Parmalat (2003)

Parmalat war ein italienischer Molkerei- und Lebensmittelkonzern, der 2003 Insolvenz anmelden musste, als bekannt wurde, dass das Unternehmen einen milliardenschweren Bilanzskandal verschleiert hatte. Anleger, die in Parmalat-Aktien investiert hatten, verloren ihr investiertes Kapital, als der Aktienkurs des Unternehmens in den Keller rauschte.

Lehman Brothers (2008)

Obwohl die Pleite von Lehman Brothers in erster Linie als Beispiel für das Emittentenrisiko bei Zertifikaten bekannt ist, hatten auch Aktionäre des Unternehmens erhebliche Verluste zu verzeichnen. Als die Investmentbank im September 2008 Insolvenz anmeldete, wurden ihre Aktien praktisch wertlos, und Anleger verloren ihr investiertes Kapital.

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Griechische Staatsanleihen (2010-2012)

Während der Eurokrise hatte Griechenland Schwierigkeiten, seinen Schuldenverpflichtungen nachzukommen. Anleger, die in griechische Staatsanleihen investiert hatten, mussten erhebliche Verluste hinnehmen, als Griechenland seine Schulden restrukturierte. Die Restrukturierung führte zu einem teilweisen Schuldenerlass, wodurch der Wert der Anleihen deutlich reduziert wurde.

Argentinische Staatsanleihen (2001 und 2014)

Argentinien hat in den letzten Jahrzehnten mehrmals seine Schulden restrukturiert. Im Jahr 2001 erklärte das Land den Zahlungsausfall und zwang Anleger, ihre Anleihen zu einem Bruchteil ihres Wertes umzutauschen. Im Jahr 2014 geriet Argentinien erneut in die Schlagzeilen, als das Land aufgrund eines Rechtsstreits mit Hedgefonds in den USA erneut den Zahlungsausfall erklärte. In beiden Fällen verloren Anleger, die in argentinische Staatsanleihen investiert hatten, einen Großteil ihres Kapitals.


Fazit

Das Emittentenrisiko ist ein wichtiger Faktor, den Anleger bei der Auswahl ihrer Investitionen berücksichtigen müssen. Die historischen Fälle, die in diesem Artikel erwähnt wurden, zeigen, dass sowohl bei Aktien, Anleihen als auch Zertifikaten das Risiko besteht, dass Anleger ihr investiertes Kapital verlieren können.

Um das Verlustrisiko zu minimieren, sollten Anleger eine gründliche Due-Diligence-Prüfung durchführen, um die finanzielle Stabilität und das Geschäftsmodell der Unternehmen oder Staaten, in die sie investieren, besser zu verstehen. Darüber hinaus ist es ratsam, ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen, das verschiedene Anlageklassen, Branchen und geografische Regionen umfasst. Auf diese Weise können Anleger das Risiko reduzieren, dass eine einzelne Investition zu erheblichen Verlusten führt.

Insgesamt ist das Emittentenrisiko eine unvermeidbare Realität im Anlagebereich. Indem Anleger jedoch informierte Entscheidungen treffen und ihre Portfolios gut diversifizieren, können sie ihr Risiko besser steuern und langfristig erfolgreich investieren.

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Haftungsausschluss: Bei allen Inhalten auf Börse.net handelt es sich ausdrücklich nicht um Anlageberatung. Ihre Risikodisposition kann von uns nicht eingeschätzt werden. Der Autor besitzt keines der genannten Wertpapiere. Keiner der Inhalte stellt ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Falls Sie sich doch zu einem Kauf oder Verkauf entscheiden, handeln Sie immer auf eigenes Risiko.

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