Die Deutsche Bundesbank - was ist ihre Aufgabe?
Die Deutsche Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Einführung des Euro im Jahr 2001 wurden manche Agenden der Bundesbank an die Europäische Zentralbank übertragen, deren Sitz sich ebenfalls in Frankfurt am Main befindet.
Die Deutsche Bundesbank ist aber auch heute noch verantwortlich für manche geldpolitischen Weichenstellungen, die Bereitstellung von Bargeld, die Abwicklung und Unterstützung des Zahlungsverkehrs sowie für Teile der Bankenaufsicht. In diesen Funktionen ist die Bundesbank Teil des Systems der Zentralbanken der Eurozone. Aufgrund der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands besitzt sie in diesem Verbund das größte Gewicht. Einer Pressekonferenz der Bundesbank wird dementsprechend viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Da die Deutsche Bundesbank einen wesentlichen Anker für das gesamte Finanzsystem darstellt, ist sie auch für Privatanleger von Interesse. Ganz praktisch erlaubt die Deutsche Bundesbank jedem Inhaber von D-Mark, in ihren Filialen wie in Stuttgart, München oder Berlin Geld zu wechseln und dafür Euro zu erhalten.
Wie ist die Deutsche Bundesbank entstanden?
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Reichsmark praktisch wertlos, was eine Währungsreform zwingend erforderlich machte. Dafür wurden unter der Aufsicht der Alliierten nach dem Vorbild der US-amerikanischen Federal Reserve Zentralbanken in den deutschen Ländern der Westzone und in Berlin gegründet. Filialen wurden beispielsweise in München und in Stuttgart eingerichtet.
Als Vorläufer der Bundesbank fungierte die Bank deutscher Länder in Frankfurt seit 1948. Als ihr oberstes Organ wurde ein Rat der Zentralbank eingesetzt.
Die Deutsche Bundesbank selbst wurde im Jahr 1957 gegründet. In der Bundesbank ging also nicht nur die Bank deutscher Länder auf, sondern auch die Landeszentralbanken wie etwa in München und in Stuttgart.
Ein lange streng geheimer Standort der Bundesbank zeigt die tragende Rolle des Zahlungsverkehrs gerade auch in Krisenzeiten. Anfang der sechziger Jahre wurde in Cochem in Rheinland-Pfalz ein Bunker errichtet, in dem 15 Milliarden Mark einer Notstandswährung verwahrt wurden. Diese war für die Aufrechterhaltung einer Versorgung mit einem zuverlässigen Zahlungsmittel in der Form von Banknoten und Münzen vorgesehen. Der Bunker wurde bis 1988 betrieben und kann heute besichtigt werden.
In der Deutschen Bundesbank ist ein Rat der Zentralbank das oberste Leitungsorgan, in dem Beschlüsse über die Währungspolitik und vorgegebene Richtlinien fallen. Das Direktorium führt diese Beschlüsse aus. Diesem Direktorium steht der Bundesbank-Präsident vor, der dort seinem Vizepräsidenten und bis zu sechs weiteren Mitgliedern gegenübersitzt. Der Präsident oder das ganze Direktorium kann sich mit seinen Entscheidungen in einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit wenden.
Welche Präsidenten hatte die Deutsche Bundesbank bisher?
Mit Joachim Nagel ist derzeit der dreizehnte Bundesbank-Präsident im Amt. Sowohl am Werdegang als auch an der Amtsführung etlicher Präsidenten lässt sich die Ausrichtung und Geschichte der Deutschen Bundesbank gut erkennbar nachzeichnen. Der erste Präsident Karl Bernard stand von 1948 bis 1957 noch der Bank deutscher Länder vor. Er war in den dreißiger Jahren maßgeblich an der Gesetzgebung betreffend die damalige Bankenkrise beteiligt und nach dem Krieg der Vorsitzende der deutschen Expertenkommission zur Vorbereitung der Währungsreform 1948. Er war wesentlich für die Entwicklung der Deutschen Mark zu einem stabilen Zahlungsmittel verantwortlich.
Karl Blessing übernahm 1958 als Bundesbank-Präsident. Er war 1939 aus dem Direktorium der Reichsbank entlassen worden, weil er eine Finanzierung der Rüstung durch eine inflationstreibende Politik nicht mittragen wollte.
Otmar Emminger bestand während seiner nur kurzen Amtszeit Ende der siebziger Jahre streng auf der Unabhängigkeit der Deutschen Bundesbank von der politischen Führung. Karl Otto Pöhl trat im Jahr 1991 als Bundesbank-Präsident zurück. Als Grund für seinen Rücktritt werden Differenzen mit Bundeskanzler Helmut Kohl über die wirtschaftliche Eingliederung der fünf neuen Bundesländer in die BRD und die Festlegung des Wechselkurses der Ostmark vermutet.
In der jüngeren Vergangenheit exponierte sich Jens Weidmann als Bundesbank-Präsident als klarer Befürworter einer Trennung von Geld- und Fiskalpolitik. Gegen den Zeitgeist kritisierte er die Monetisierung von Staatsschulden durch Käufe von Anleihen durch Zentralbanken.
Wo hat die Deutsche Bundesbank ihren Sitz und ihr Gebäude?
Die Deutsche Bundesbank hat ihren Hauptsitz in einem Gebäude in Frankfurt am Main. Für den Standort wurde also dem Finanzzentrum Frankfurt mit der Deutschen Bank der Vorzug vor München oder Stuttgart gegeben. Das Gebäude der Bundesbank wurde gegen Ende der sechziger Jahre im architektonischen Stil des Brutalismus errichtet. Es befindet sich im Stadtteil Bockenheim und hat eine Adresse an der Wilhelm-Epstein-Straße. In einem angrenzenden Gebäude befindet sich das einzige Geldmuseum Deutschlands, das die Deutsche Bundesbank dort betreibt.
Neben dem Hauptsitz besteht die Deutsche Bundesbank zusätzlich aus neun Hauptverwaltungen, die aus den früheren Landeszentralbanken hervorgegangen sind. Jede dieser Hauptverwaltungen ist für einen Bereich des Bundesgebiets zuständig. Größere Länder wie Bayern und Baden-Württemberg verfügen über eine eigene Hauptverwaltung, die natürlich ihren Sitz in München beziehungsweise Stuttgart hat. Es gibt aber auch länderübergreifende Hauptverwaltungen wie etwa eine solche für Sachsen und Thüringen gemeinsam.
Über das gesamte Bundesgebiet verteilt verfügt die Deutsche Bundesbank über 31 Filialen. Ihre Existenz macht eine im praktischeren Bereich angesiedelte Aufgabe der Bundesbank klar. Sie ist nicht zuletzt für die Versorgung mit Bargeld zuständig. Dafür wären nur zwei Niederlassungen in München und Stuttgart für den ganzen süddeutschen Raum nicht ausreichend. Nachdem Bargeld eben nicht mit Online-Banking übertragbar ist, sind für die Bargeldversorgung der Filialen in vernünftiger Nähe aller Nutzer notwendig. Sie versorgen Geschäftsbanken und öffentliche Verwaltungen.
Brauchen Filialen von Geschäftsbanken Bargeld, überweisen sie die entsprechende Summe auf ihr Konto bei der Bundesbank. Dann können sie das Geld in bar in einer der Filialen der Bundesbank abheben. Auf dem Konto einer Geschäftsbank bei der Bundesbank wird nur der gerade notwendige Betrag vorgehalten, denn dieses Geld wird nicht gewinnbringend veranlagt. Nicht zuletzt kann man in den Filialen der Bundesbank Geld wechseln. Bei der Umstellung von D-Mark auf den Euro wurde garantiert, dass ohne zeitliche Begrenzung die Möglichkeit bestehen wird, entsprechende Beträge von Geld zu wechseln und D-Mark gegen Euro einzutauschen.
Welche Aufgaben hat die Bundesbank?
Die Deutsche Bundesbank ist als Teil der Euro-Zentralbanken die Zentralbank Deutschlands. Grundsätzliche währungspolitische Entscheidungen werden jetzt zwar von der Europäischen Zentralbank getroffen. Das bedeutet aber keineswegs, dass die Deutsche Bundesbank über keine sogenannten Instrumente der Bundesbank verfügt, um wirtschaftliche Anreize zu setzen. Dazu kommen noch praktische Aufgaben wie Geld zu wechseln, Banken zu beaufsichtigen und Forschung zu unterstützen.
- Mandat für die Deutsche Bundesbank.
Als Teil des Systems der Zentralbanken der Eurozone hat die Bundesbank die Aufgabe, die Preisstabilität zu sichern. Damit unterscheidet sich die Eurozone von den USA, deren Zentralbank Federal Reserve auch das Wirtschaftswachstum in ihre Entscheidungen einbeziehen muss. - Instrumente der Bundesbank in der Geldpolitik
Dazu gehört die Festlegung der Mindestreserve, die Geschäftsbanken bei der Bundesbank halten müssen. Mit der Festlegung dieser Mindestreserve kann die Deutsche Bundesbank Einfluss auf die Kreditvergabe der Geschäftsbanken nehmen. Indirekt beeinflussen diese Instrumente der Bundesbank wie die Mindestreserve auch das Preis- und Zinsniveau und geben damit der Bundesbank wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung.
Instrumente der Bundesbank sind auch ihre Entscheidungen betreffend die Offenmarktpolitik. Damit erwirbt die Deutsche Bundesbank Anleihen über die Börse oder direkt von Geschäftsbanken. Diese erhalten dafür Zentralbankgeld, das sie wiederum für ihre Mindestreserve nutzen können. Kommuniziert werden solche Entscheidungen in einer Pressekonferenz. - Versorgung mit Bargeld.
Die Deutsche Bundesbank beaufsichtigt die Herstellung von Münzen und Geldscheinen der Eurozone mit den deutschen Prägungen. Dazu verfügt die Bundesbank über die technischen Mittel, echtes von falschem Geld letztgültig zu unterscheiden.
- Verwaltung der Währungsreserven der Bundesrepublik Deutschland.
Die bekannteste Form der Währungsreserven ist das Gold. Die Reserven bestehen aber auch aus Bargeld, Guthaben und Wertpapieren in anderen Währungen als dem Euro. In dieser Form sind die Reserven gewinnbringend veranlagt und deren Ertrag bildet einen Teil des Gewinns der Bundesbank - Zahlungsverkehr und Aufsicht
Die Deutsche Bundesbank unterstützt mit ihrer Aufsicht nicht zuletzt die Stabilität und Vertrauenswürdigkeit der Zahlungs- und Verrechnungssysteme. Diese Aufsicht erstreckt sich auch auf die Geschäftsbanken, deren Überwachung die Deutsche Bundesbank in Zusammenarbeit mit der BaFin wahrnimmt. Dabei kümmert sich die Deutsche Bundesbank hauptsächlich um die Auswertung der Jahresabschlüsse und der Erstellung von Statistiken über die Finanzlage der Geschäftsbanken. - Forschung
Online-Banking wird nicht direkt angeboten, aber auch online-Banking wird zumindest beaufsichtigt. Derzeit laufen Forschungen bei der Deutschen Bundesbank zum Thema eines digitalen Euros. Überweisungen können damit nicht nur per online-Banking, sondern direkt mit digitalem Geld getätigt werden.
Die Deutsche Bundesbank und ihre Unabhängigkeit
In der Weimarer Republik der Zwischenkriegszeit wurden schlechte Erfahrungen mit einer von der Politik abhängigen Zentralbank gemacht. Deshalb wurde schon mit der Bank deutscher Länder als Vorläufer der Bundesbank viel Wert auf eine unabhängige Aufstellung gelegt und ein eigener Rat als Leitungsgremium eingerichtet.
Von der deutschen Politik war diese Unabhängigkeit vom Gründungsjahr 1948 an gegeben und auch von den alliierten Behörden wurde die Deutsche Bundesbank beziehungsweise ihre Vorgängerin schon 1951 unabhängig. In den späten vierziger Jahren war diese Unabhängigkeit ein ganz neues Modell für die Einrichtung von Zentralbanken. Dieses Modell wurde dann auch auf die Europäische Zentralbank übertragen, die für den Euro gesamtverantwortlich ist.
Warum ist diese Unabhängigkeit wichtig? Eine Zentralbank hat wirkungsvolle Möglichkeiten, für einen kurzfristigen Aufschwung zu sorgen. Eine Möglichkeit dafür ist die Senkung des Leitzinssatzes. Vor Wahlen wäre die Versuchung für jede Regierung sehr groß, ihren Einfluss dahingehend einzusetzen. Deshalb ist es wirtschaftlich sinnvoll, die Geldpolitik einer Zentralbank aus der Tagespolitik herauszuhalten und einem eigenen Rat anzuvertrauen. Dieser gibt seine Entscheidungen in einer Pressekonferenz bekannt. Diese Unabhängigkeit kann man analog zur Unabhängigkeit der Gerichte sehen.
Die Deutsche Bundesbank nach der Finanzkrise 2008
Wie auch in anderen Ländern erhöhte sich die Bilanzsumme der Bundesbank enorm und stieg in kurzer Zeit auf das Fünffache an. Diese Bilanzsumme an sich ist schon Grund für eine Sorge um die Stabilität der Eurozone.
Genauer betrachtet besteht die Bilanzsumme zu einen wesentlichen Teil aus Ausständen im TARGET2-System. Dabei handelt es sich um ein System zur Abwicklung von Zahlungen zwischen den Euroländern.
Während bis zur Finanzkrise die entsprechenden Transaktionen in kurzer Zeit abgewickelt wurden, bestehen seither Schulden anderer Zentralbanken an die Deutsche Bundesbank in der Höhe von dreistelligen Milliardenbeträgen.
Solange das Eurosystem weiter besteht, lässt sich argumentieren, dass diese Schieflage und ihr Einfluss auf die Bilanzsumme kein Problem darstellt. Dass sie aber überhaupt besteht, ist ein Anlass zur Sorge. Würde die Eurozone auseinanderbrechen, sähe die Sache ganz anders aus. Dann wäre damit zu rechnen, dass die Deutsche Bundesbank auf hohen Verlusten sitzen bleibt.