Was für ein Jahr! Das Jahr 2020 voller Hiobsbotschaften und Kurskapriolen.
NEUES HOCH DAX bei 13.850 Punkten - Nice recover Mr. DAX
Ein verrücktes Börsenjahr liegt hinter uns. Kaum ein Tag der nicht vom Corona-Virus geprägt war. Wann kann mit einem Impfstoff gerechnet werden? Wie groß ist der wirtschaftliche Schaden durch den Lock-Down? Wie viel neue Corona-Fälle gibt es zum Vortag? Das waren weltweit die Dauerthemen an den Aktien-Märkten.
DAX blieb eisern bis Ende Februar
Bereits im Dezember und Januar kamen diverse Meldungen aus China von einem neuartigen bzw. mutierten SARS-Virus der die Lunge befällt. Aufgrund der sich häufenden Meldungen kam es am 31.01.2020 zu einem Test der Marke von 13.000 Punkten, der aber von Schnäppchenjägern zu weiteren Käufen genutzt wurde. Die meisten Marktteilnehmer blieben gefasst und zogen daraufhin den Dax bis zum 20.02.2020 auf ein neues Hoch, welches bei ca. 13.830 Punkten lag.
Der Lock-Down stand bevor - Lufthansa und TUI
Als anhaltende Hiobsbotschaften aus China, Italien und ein bevorstehender Lock-Down den DAX durch starke Kursverluste ab dem 24.02.2020 erschütterten, dämmerte es langsam vielen Marktteilnehmern. Von Tag zu Tag verstärkten sich die Kursverluste. Nun war fast jedem klar, dass es einen Lock-Down geben wird. Die Frage war nur, wie lange wird dieser dauern?
Die Produktionen der großen Autobauer von Volkswagen, BMW und Daimler wurden gestoppt und der Flugverkehr wurde bis auf weiteres eingestellt. Die größten Verlierer war die Tourismusbranche und die Fluggesellschaften. Lufthansa musste mit 9 Mrd. Euro Staatshilfen gestützt werden und TUI erhielt ein Rettungspaket über 1,8 Mrd. Euro.
DAX bekam ordentlich auf die Mütze - Corona Crash 2020
Wer gehofft hatte, dass die Marke von 10.000 Punkten vorerst standhalten kann, befand sich auf dem Holzweg. Bereits am 12.03.2020 eröffnete der DAX bei ca. 10.300 und schloss unterhalb der 9.000er Marke bei 8.947 Punkten. Was einem Tages-Verlust von über 1.400 Punkten entsprach.
Recovery - Dax erholt sich trotz schlechter Nachrichten
Totgeglaubte leben länger - Der Dax trotzt der schlechten Nachrichtenlage und überspringt bereits am 06.04.2020 nachhaltig die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten. Die dann einsetzende Konsolidierung vollzog sich bis zum 17.05.2020 und die Marke von 10.000 Punkten wurde in diesem Zeitraum kein einziges mal mehr unterschritten. Was für eine außerordentliche Stärke sprach. Viele Marktteilnehmer hofften, dass der DAX auf neue Jahrestiefs zurückfällt.
Lockdown-Lockerungen befeuern DAX-Erholung
Am Montag den 18.05.2020 ging es aufgrund der diskutierten Corona-Lockerungen mit +550 Punkten über 11.000 Punkte und setzte damit das Fundament für den Vormarsch Richtung 13.000 Punkten. Diese Marke wurde nur knapp am 09.06.2020, mit 12.940 Punkten verfehlt.
Neues All-Time-High im DAX mit 13.906 Punkten
Der Dax konnte zum Ende des Jahres die gesamten Verluste durch den Corona-Crash wieder ausbügeln. Mit dem Überschreiten des alten Hochs bei 13.830 Punkten am 28.12.2020, wurde der Weg für die Marke von 14.000 Punkten frei gemacht.
Ausgehend von diesem Tiefpunkt klärte sich das Börsenklima doch binnen kurzer Zeit wieder auf. Allem voran präsentierten sich auch bei deutschen Blue Chips die Hoffnungen auf einen bald verfügbaren Impfstoff als Kurstreiber. Zu verdanken ist das im Übrigen auch einem deutschen Unternehmen. Genau genommen dem Mainzer Biotech-Unternehmen BIONTECH, dessen Aktie definitiv zu den Top-Aktien des Jahres gehört.
Auch wenn sich der Kurs im Jahresverlauf fast verfünffacht hatte, schließt das Papier immerhin mit etwas mehr als einer Verdopplung. Das kann der Deutsche Aktienindex zwar nicht bieten. Ende Dezember steht nun ein neues Rekordhoch von 13.906,32 Punkten. Grund genug im Corona-Jahr einmal auf die Top-Aktien und die Flops-Aktien zu schauen.
DAX Fakten 2020 - Hot Points im Überblick
- DAX Hoch vor Corona am 20.02.2020 bei ca. 13.830 Punkten
- Talfahrt begann am 24.02.2020 mit Kursverlusten von über 400 Punkten
- Größte Abwärts-GAP-Lücke am 08.03.2020 mit einer Eröffnungslücke von ca. 500 Punkten
- DAX-Tiefpunkt am 19.03.2020 bei ca. 7.971 Punkten (Reversal-Day)
- DAX-Verlust 2020 durch Corona-CRASH in der Spitze bei 5.859 Punkten
- Alte Höchststände wieder erreicht am 29.12.2020 bei 13.906 Punkten
Einzelwerte im DAX Gewinner und Verlierer 2020
(Stand 28.12.2020)
Zum Jahresende sind Floskeln wie "das war ein ganz besonderes Jahr für Anleger" auch an der Börse mittlerweile obligatorisch. In diesem Jahr stimmt diese Binsenweisheit ausnahmsweise einmal. Immerhin erwischte das Corona-Virus auch den deutschen Leitindex im Frühjahr eiskalt. Jetzt am Jahresende Blicken wir abermals auf neue Rekordhochs. Aber wer sind die Gewinner und Verlierer des Jahres 2020?
Top 5 Aktien im Jahr 2020
Die Top-5-Aktien2020 - Diese Titel haben im Jahr 2020 überrascht
Wenn am Ende des Jahres ein neues Rekordhoch knapp unter der 14.000-Punkte-Marke steht, muss das Börsenjahr für einige Konzerne außerordentlich gut gelaufen sein. Umso spannender ist das im Hinblick darauf, dass 13 der 30 DAX30-Werte das Jahr mit einem Minus beendeten. Werfen wir also einen Blick auf die Top-5-Aktien2020.
Top 1 - Delivery Hero SE
Es war schon eine Weile abzusehen, dass die Delivery Hero SE (u.a. Lieferheld) in den DAX aufsteigen würde. Durch das infolge der Corona-Krise explodierende Liefergeschäft im Food-Bereich kam der Aufstieg im August schneller als gedacht. Seither entwickelte sich der Kurs durch die Corona-Krise weitgehend unbeeindruckt stetig nach oben. Auf Jahressicht kletterte der Kurs von 70,00 Euro auf 126,95 Euro zum Jahresende.
Das entspricht einem Kursplus von satten 83 Prozent. Damit liefert der Lieferheld trotz seines Novizen-Status im Aktien-Oberhaus vortrefflich ab. Allerdings dürfen wir im Hinblick auf die Performance nicht vergessen, dass die Aktie der Delivery Hero SE noch kein ganzes Jahr im DAX30 verbracht hat. Erst im kommenden Jahr 2021 wird sich zeigen, wie sich die Aktien im DAX 30 der Blue Chips wirklich schlägt.
Top 2 - Infineon Technologies AG
Die Infineon Technologies AG ist seit den frühen 2000ern ein etwas stiefmütterlich behandelter Wert, der Anlegern immer wieder Freude bereitet. Bezeichnenderweise legte der Halbleiterspezialist im Krisenjahr eine herausragende Performance hin. Die enorme Nachfrage nach Halbleitern für den Ausbau von Home-Office, Behörden-Digitalisierung und Home-Schooling bescherten Anlegern ein Jahresplus von 56,60 Prozent.
Ein näherer Blick auf die Kursentwicklung zeit zudem: Seit der Kurshalbierung zwischen Februar und März geht es mit der Infineon Technologies AG beinahe ungebrochen bergauf. Kein Wunder, dass die Aktie im Rahmen der Tech-Rallye auch ihr 20-Jahreshoch knackte. Allerdings erkauften sich die Anleger diese Traumperformance eines nicht gehypten deutschen Aktientitels mit einer Volatilität von 53,97 Prozent.
Top 3 - Deutsche Bank AG
Nach den Skandalen der letzten Zeit hätten die meisten Anleger die Deutsche Bank AG wohl eher unter den Flop-5-Aktien des Jahres erwartet. Am Ende eines Börsenjahres mit viel Auf und Ab steht der Kurs erstaunlich gut da. Wer hätte schon erwartet, mit der Deutschen Bank AG in einem Krisenjahr besser zu fahren als mit einem Top-IT-Wert wie der SAP SE oder der Bayer AG?
Tatsächlich versüßte das Papier risikofreudigen Anlegern das Jahr mit einem Plus von 33,27 Prozent. Um diese Performance einzustreichen, mussten Anleger allerdings Nerven aus Stahl haben, denn die Volatilität lag bei 57,62 Prozent. Nur die MTU Aero Engines AG verzeichnete im abgelaufenen Börsenjahr größere Schwankungen.
Top 4 - Merck KGaA
Auch wenn Unternehmen wie Wirecard, Delivery Hero oder BIONTECH das deutsche Börsengeschehen bestimmt haben, gehört die Merck KGaA zu den großen Gewinnern. Der von vielen Anlegern als "langweilig" verkannte Konzern profitierte vor allem von der hohen Nachfrage der aktuellen Corona-Zeiten. Allem voran steht durch den massiven Bedarf an Material die Laborsparte. Auch die Zuliefersparte für die Halbleiterproduktion entwickelte sich prächtig.
Verantwortlich: einmal wieder die Corona-Krise und der daraus resultierende Schub für die Digitalisierung. Anleger wurden im abgelaufenen Börsenjahr mit einem Kursplus von 30,56 Prozent belohnt. Die Volatilität gehörte mit 31,67 Prozent zu den geringsten Vola-Werten im DAX. Seit dem Corona-Crash, der die Aktie gut ein Drittel des Kurswertes kostete, steigt der Kurs konstant. Für 2021 wird ein anhaltender Trend erwartet.
Top 5 - RWE AG St
Wir starten unsere Auflistung der Gewinner mit dem Energiekonzern RWE bzw. dessen RWE AG St-Aktien. Was den Konzern auf Jahressicht angetrieben hat, lässt sich leicht herunterbrechen: Die Energiewende nimmt zunehmend Fahrt auf. Dabei zog der Konzern Kohlekraftwerken zunehmend den Stecker und setzte stattdessen vermehrt auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Weiteren Auftrieb verlieh dem Papier der Milliarden-Markt im Wasserstoffbereich.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Nachdem die Versorgeraktie im Corona-Crash im März weit über ein Drittel ihres Werts eingebüßt hatte, steht am Jahresende ein Jahreshoch. Und damit ein Plus von 28,04 Prozent. Auch die Volatilität hielt sich mit einem Wert von unter 40 Prozent (38,9%) für eine Versorgeraktie in Grenzen.
Flop 5 Aktien - Das waren die 5 großen DAX-Enttäuschungen 2020
Beginnen wir das Börsenjahr des größten deutschen Aktienindexes chronologisch mit den größten Verlierern des Jahres. Trotz neuer Rekordhochs gab es einige Aktien, die auf Jahressicht ordentlich eingebüßten.
Flop 1 - Bayer AG
Auch den unrühmlichen letzten Platz im Jahresranking des deutschen Leitindexes führt mit der Bayer AG ein Pharmaunternehmen an. Wie schon in den vergangenen Jahren hatte der Konzern aus Leverkusen mit Problemen zu kämpfen. Zu nennen sind neben den Corona-Einflüssen unter anderem die immensen Klagekosten der Monsanto-Prozesse, die sich nachhaltig auf das Ergebnis auswirken.
Mitverantwortlich für den Jahreseinbruch von 33,28 Prozent und eine Volatilität von 42,50 Prozent wart der Einbruch im Geschäftszweig der Agrochemie. Seit dem Sommer war das Geschäft mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln arg unter die Räder geraten. Darüber hinaus prüft der Konzern im Rahmen neuer Sparprogramme die Abstoßung "nicht strategischer" Geschäftsfelder.
So war es beispielsweise bereits mit der an Elanco verkauften Tiermedizinsparte der Fall. An der Dividendenpolitik soll sich für Anleger dennoch nichts ändern. Ein Hoffnungszeichen für die Aktien nach dem Seuchen-Jahr 2020?
Flop 2 - Fresenius SE & Co. KGaA
Das deutsche Traditionsunternehmen steht seit jeher für Beständigkeit und war für konservative Anleger langfristig stets ein sicherer Hafen. Ausgerechnet im Corona-Jahr, in dem viele Gesundheitsunternehmen groß auftrumpfen konnten, war es mit der Tradition vorüber. Auf Jahressicht büßte der Kurs ausgehend vom Rekordhoch bei ca. 50 Euro 22,98 Prozent ein.
Nach einer kräftigen Erholung im Anschluss an den Corona-Crash im März konnte sich der Wert bis Jahresende jedoch deutlich erholen. Zum Tiefpunkt hatte sich der Kurs der Fresenius SE & Co. KGaA beinahe halbiert. Für das Jahr 2021 ist die Zuversicht trotz zahlreicher Baustellen wie den wirtschaftlich taumelnden Helios-Kliniken groß. Die Verantwortlichen peilen neben einem Umsatzwachstum auch eine deutliche Ergebnissteigerung an.
Top 3 - MTU Aero Engines AG
Erst im Jahr 2019 ist der Stern der MTU Aero Engines AG mit dem Aufstieg aus dem MDAX in den deutschen Leitindex so richtig aufgegangen. Trotzdem gab es kaum ein Unternehmen, dessen Kurs durch den Einfluss der Corona-Krise so stark gelitten hat. Getrieben vom internationalen Reise- und Luftfracht-Boom kletterte der Kurs des Maschinenbauers zu Jahresbeginn auf ein Rekordhoch von über 280 Euro. Zum Tiefpunkt im März wackelte schließlich fast die 100-Euro-Marke.
Zum Jahresende erholte sich das Papier und bewegte sich bei einem Jahresminus von 15,91 Prozent und einer Volatilität von 69,42 Prozent - der Spitzenwert im DAX30. Ganz so hart wie die Airlines traft der teilweise vollständig eingestellte Luftverkehr die MTU Aero Engines AG jedoch nicht. Immerhin war etwa die Lufthansa nicht nur auf Staatshilfe angewiesen, sondern flog obendrein aus dem DAX.
Top 4 - Volkswagen AG Vz
Es ist wenig überraschend, dass ausgerechnet ein Automobilkonzern zu den großen Verlierern des Börsenjahres gehört tatsächlich schnitt die Volkswagen AG Vz-Aktie des Wolfsburger Automobilriesen unter dem Strich auf Platz 27 der Performance-Liste ab. Am Jahresende steht für den von Kurzarbeit, Lieferengpässen und Streitigkeiten mit den Zulieferern gebeutelten Konzern ein Minus von 13,32 Prozent.
Wie die meisten Automobilwerte wies das Papier im abgelaufenen Jahr mit 53,93 Prozent eine der höchsten Jahresschwankungsbreiten im DAX auf. Auch wenn Volkswagen mit 15,2 Prozent den größten Anteil an Neuzulassungen des Jahres erreichte, machte dem Automobilbauer neben dem Absatzeinbruch des Frühjahrs vor allem die internationale Konkurrenz im E-Mobilitätssektor zu schaffen.
Top 5 - SAP SE
Das einzige deutsche IT-Unternehmen, das im Konzert der Großen mitspielt, konnte in diesem Jahr kaum überzeugen. Während Amazon, Microsoft und Co. neue Sphären erreichten, steht bei der SAP SE unter dem Strich ein Jahresminus von 12,52 Prozent. Gleichzeitig zeigte sich das Papier mit einer Volatilität von 40,39 Prozent überdurchschnittlich schwankungsanfällig.
Europas wertvollster Technologiekonzern litt schwer unter den Einschnitten der Corona-Krise sowie durch den verschärften Wettbewerb mit den Mitbewerbern Oracle, Workday und Salesforce. Der Walldorfer Konzern möchte die Krise nun nutzen, um den Umbau vom traditionellen Softwarelizenzgeschäft hin zu einem Cloud-Anbieter zu beschleunigen.
Zu den DAX-Aktien-Gewinnern 2020 gehören:
- Delivery Hero ca. +83 %
- Infineon ca. +57 %
- Deutsche Bank ca. +34 %
- Merck ca. +31 %
- RWE ca. +30 %
Zu den DAX-Aktien-Verlierern 2020 gehören:
- Bayer ca. -34 %
- Fresenius ca. -23%
- MTU Aero Engines ca. -17%
- Volkswagen VZ ca. -13 %
- SAP ca. -13 %